5 Minuten mit... Cenk Tabakoğlu, CEO von Lumnion

Cross-Industry-Innovation: Wie auch in anderen Branchen sorgen Künstliche Intelligenz (KI) und Machine Learning im Versicherungssektor für bahnbrechende Neuerungen. Denn gerade bei der Preisgestaltung bedient man sich hier bisher oft noch manuellen Methoden, was einerseits anfällig für Fehlerquellen ist, andererseits hohe personelle Kapazitäten beansprucht. Das türkische Start-up Lumnion, welches sich im Rahmen des „Ois Easy“-Programms von Invest in Bavaria in München angesiedelt hat, entwickelt hochmoderne, KI-basierte Preisgestaltungsplattformen für die Versicherungsbranche. Bereits nach einem Jahr konnte das junge Unternehmen aus Istanbul große Kunden wie z.B. die Allianz gewinnen. Nun plant Lumnion die Expansion am bayerischen Standort und sucht aktuell nach neuen Mitarbeitern.

Sie haben bereits vor einiger Zeit mehrere Jahre in Deutschland gelebt und später Bayern als Standort für die Expansion von Lumnion gewählt. Was waren die Gründe für diesen Schritt?

Erstens ist Bayern in Deutschland die Nummer eins für Versicherungen und die Nummer zwei für Banken, und da wir ein Insurtech-Unternehmen sind, passt das sehr gut zu uns. Außerdem ist Bayern wirklich eine der führenden Regionen mit einer starken Kultur der Zusammenarbeit zwischen Start-ups, etablierten Unternehmen und Universitäten. Und es gibt so viele Technologieunternehmen, mit denen wir zusammenarbeiten können. Und last but not least ist Bayern Gastgeber vieler international anerkannter Veranstaltungen und ein zentraler Standort, um potenzielle Kunden in der Schweiz und in Österreich zu erreichen.

Während meiner Zeit in Deutschland war München immer eine meiner Lieblingsstädte, daher sind wir sehr glücklich, uns hier niedergelassen zu haben und das Leben und die bayerische Tradition zu genießen.

Welche Unterstützungsangebote in Bayern haben Sie bisher in Anspruch genommen und wie haben diese Ihre Standortwahl beeinflusst?

Wir wurden im “Ois Easy”-Programm herzlich aufgenommen, Invest in Bavaria entspricht in jeder Hinsicht unseren Bedürfnissen und wir spüren da eine starke Unterstützung. Mit Hilfe von BayStarUP erhalten wir eine breite Unterstützung für mögliche Eintrittsstrategien in den deutschen Markt und um Investoren für unsere Wachstumspläne zu finden. Und BayFOR hilft uns mit den deutschen und EU-Förderprogrammen und mit den Investor Relations.

Da München einer der beiden deutschen Hubs speziell für Versicherungen ist, haben wir durch das NXT:Enterprise-Programm potenzielle Kunden, Investoren und strategische Partner auf der Technologieseite getroffen. Als Teil der Alumni erhalten wir weiterhin Unterstützung beim Aufbau unseres Netzwerks und beim Erreichen potenzieller Kunden durch den InsurTech Hub Munich (ITHM).

Bayern ist in gewisser Weise unser Tor zum Rest der Welt. Zu expandieren, um neue Kunden zu finden und unsere Technologie und Produkte weiterzuentwickeln, ist ebenfalls sehr wichtig. Wir wollen den Vorteil des Standorts Bayern in unseren strategischen Beziehungen zu globalen und lokalen Partnern nutzen.
– Cenk Tabakoğlu, CEO von Lumnion

Sie sind seit über einem Jahr in Bayern aktiv. Konnten Sie bereits Kunden vor Ort gewinnen und wenn ja, wie funktioniert die Zusammenarbeit?

Wir haben viele POCs durchgeführt und Partnerschaftsvereinbarungen mit wichtigen Unternehmen unterzeichnet. Die Nähe zu den Kunden und die Möglichkeiten, die Invest in Bavaria und ITHM bieten, insbesondere die Vernetzung, haben uns geholfen, mit ihnen in Kontakt zu treten und unsere Lösungen einem breiteren Publikum zu präsentieren. Wir freuen uns sehr über die Zusammenarbeit und die damit verbundenen umfangreichen Möglichkeiten.

Wie unterscheiden sich die türkischen Geschäftspartner von den europäischen? Gibt es Besonderheiten an der bayerischen Art, Geschäfte zu machen?

In der Türkei gibt es viele deutsche Versicherungsgesellschaften, und die sind sehr aktiv, sodass wir mit der Art und Weise, wie die Geschäfte in der deutschen Versicherungsbranche abgewickelt werden, vertraut sind.

Das Zeitmanagement ist eine ganz andere Geschichte. In der Türkei beginnen die Sitzungen nur selten pünktlich, in Deutschland ist man da pünktlicher. Auf der geschäftlichen Seite geht es etwas langsamer voran, in Deutschland brauchen die Unternehmen länger, um die Produkte und deren Mehrwert zu verstehen und das liegt vielleicht daran, dass man hier sehr gut zuhören kann. Aber wenn die Dinge erst einmal in Gang gekommen sind, läuft wirklich alles nach Plan und das ist großartig.

Die Leute in der Türkei sind sehr emotional und instinktiv. Negatives Feedback kann persönlich genommen werden, während die Menschen in Deutschland kritische Ansichten in der Regel nicht persönlich nehmen und die Kommunikation direkter ist.

Welche Ziele verfolgen Sie in naher Zukunft am Standort München? Welches Potenzial sehen Sie für Ihr Start-up in Bayern und Deutschland?

Unser Ziel ist es, auf dem europäischen Festland und im Nahen Osten durch unsere in Bayern ansässige Lumnion GmbH zu wachsen. Bayern ist in gewisser Weise unser Tor zum Rest der Welt. Zu expandieren, um neue Kunden zu finden und unsere Technologie und Produkte weiterzuentwickeln, ist ebenfalls sehr wichtig. Wir wollen den Vorteil des Standorts Bayern in unseren strategischen Beziehungen zu globalen und lokalen Partnern nutzen.

Bayern ist der führende Standort für die Versicherungsbranche in Deutschland mit rund 60.000 Beschäftigten und guten Ausbildungsstätten, das gibt uns die Chance, neue Mitarbeiter einzustellen und neue Kunden zu gewinnen.

Bayern ist sehr beliebt, weil es eine hohe Lebensqualität bietet. Wo in oder um München verbringen Sie am liebsten Ihre Freizeit?

Ich mache gern Sport, ich laufe und spaziere in den Münchner Parks, wenn ich Zeit habe, ich schaue mir auch gern mal ein Fußballspiel an, und wenn die Coronapandemie vorbei ist, möchte ich regelmäßig in die Allianz Arena gehen. Skifahren gehört auch zu meinen Lieblingssportarten, und mit den Bergen ganz in der Nähe ist es insgesamt eine tolle Lage. Außerdem liebe ich das Weizenbier und das lokale Essen hier in den Bierstuben und Biergärten – ich bin also ziemlich glücklich, in Bayern zu leben.