Fluggesellschaft 31.03.2021

Mobilität in Bayern: Luft- und Raumfahrt

Luft- und Raumfahrt bilden zusammen einen wichtigen Pfeiler der Mobilitätsbranche in Bayern. Der Freistaat ist einer der wenigen internationalen Luftfahrt-Standorte, der eine komplette Wertschöpfungskette vorweisen kann. Von der Forschung über neue Ideen und Entwürfe bis hin zum fertigen Produkt sowie dessen weiterer Überwachung im laufenden Betrieb. Bayern hat das zukunftsweisende Potential der Luft- und Raumfahrt Branche erkannt und fördert deshalb stetig neue Innovationen sowie technologische Weiterentwicklungen. Welche Vorstöße der Freistaat in diesem Sektor unternimmt, wie die Mobilität in Bayern vorangetrieben wird und wie die Infrastruktur der Luft- und Raumfahrt in Bayern aussieht, das erfahren Sie in diesem Artikel.

Aerospace in Bayern – Luftfahrt, Raumfahrt und Raumfahrtanwendungen

Im Freistaat arbeiten mehr als 38.000 Beschäftigte in über 550 Unternehmen der Raum- und Luftfahrt. Das entspricht rund einem Drittel der deutschlandweit Beschäftigten dieser Branche. Die bayerische Unternehmenslandschaft in der Luft- und Raumfahrt reicht von kleinen Zulieferern über innovative Start-ups bis zu global agierenden Konzernen. Sie stellen unter anderem zivile und militärische Flugzeuge, Hubschrauber, Satelliten, Lenkflugkörper sowie unbemannte Luftfahrzeuge (UAV – unmanned aerial vehicle) her. Auch Komponenten für Raumfahrzeuge sowie Kommunikationstechnologien für innovative Anwendungsmöglichkeiten im Bereich der Luft- und Raumfahrt werden von Unternehmen in Bayern entwickelt. Um Fortschritt und innovative Technologien weiter voranzutreiben, startet im Jahr 2021 ein Bayerisches Raumfahrtforschungsprogramm (RaFo Bayern) zur Förderung vorwettbewerblicher Verbundvorhaben. Generell arbeitet der Freistaat sehr stark daran, die Mobilität in Bayern sowie aus Bayern heraus zu revolutionieren. Dazu zählen auch die Forschungsbestrebungen im Bereich der Raum- und Luftfahrt. Anreize zu Forschungs- und Entwicklungsvorhaben schafft der Freistaat ebenso durch weitere Technologieförderprogramme. Hier seien z.B.  das Bayerische Luftfahrtforschungsprogramm (BayLu) oder die im Jahr 2021 erstmals geplante Holistische Air Mobility Initiative zur Einbindung neuartiger, ziviler, fliegender Verkehrssysteme in den urbanen und regionalen Verkehr zum Güter- oder Personentransport, genannt.

Luft- und Raumfahrt in Bayern: Forschungslandschaft

Der Freistaat punktet mit der starken Vernetzung der Forschungsaktivitäten in der Luft- und Raumfahrt in Bayern. Unternehmen, Universitäten sowie Hochschulen, Forschungseinrichtungen und Institute arbeiten Hand in Hand, um Innovationen voranzutreiben und neue Impulse in der Mobilität zu setzen. Des Weiteren profitiert der Freistaat dadurch auch von gut ausgebildeten Fachkräften und dem ständigen Nachwuchs an jungen Experten für die Weiterentwicklung der Mobilität in Bayern.

An der Technischen Universität München (TUM) ist man mit der Fakultät für Luftfahrt, Raumfahrt und Geodäsie deutschlandweit unangefochten führend und rangiert international schon jetzt im Spitzenfeld.
 

Die TUM verfügt unter anderem über Kompetenzen in den folgenden Bereichen:
 

  • Leichtbau (Carbon Composites)
  • Antriebssysteme
  • Aerodynamik
  • Regelungstechniken
  • Sensorik
  • Flugsysteme (Lufttaxis)
  • Alternative EnergieträgerSatellitennavigation
  • Fernerkundung
  • Erdbeobachtung (ESA-Satellit GOCE)
  • Geodäsie
     

Mit dem Prototyp der Passagierkapsel „Hyperloop“ war die TUM bereits bei internationalen Wettbewerben erfolgreich. Im Sommer 2020 startete nun das dazugehörige TUM-Forschungsprogramm, in dem an der Realisierung des Superschnellzuges gearbeitet wird. Dazu sind beispielsweise der Bau einer 24 Meter langen Teströhre und eines Prototyps in Originalgröße geplant. Daneben leisten auch die Institute der Fraunhofer- und Max-Planck-Gesellschaft einen immensen Beitrag zur Forschungsarbeit. Außerdem sind weitere Forschungseinrichtungen an der Entwicklung der Raum- und Luftfahrt in Bayern beteiligt:

Das Deutsche Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR) hat mit Augsburg, Weilheim und Oberpfaffenhofen gleich drei Standorte in Bayern, an denen in den Bereichen Luftfahrt, Raumfahrt, Energie, Verkehr, Sicherheit und Digitalisierung an zukunftsorientierten Technologien sowie Problemlösungen in Verbindung mit neuen Mobilitätskonzepten geforscht wird. Ein gemeinsames Forschungsteam von DLR und TUM arbeiten gemeinsam an Hybridzellen zur Stromgewinnung für Satelliten im All. Letztes Jahr haben beteiligte Forscher diese Zellen erstmals im Weltraum getestet. Das Deutsche Raumfahrt-Kontrollzentrum (German Space Operations Center, GSOC) sowie das Galileo-Kontrollzentrum GCC gehören ebenfalls dem DLR an und zählen zu den zentralen Stellen der europäischen Raumfahrt.

In Taufkirchen befindet sich die interdisziplinäre und international ausgerichtete Luftfahrtforschungseinrichtung Bauhaus Luftfahrt e.V. Sie analysiert fachübergreifend wesentliche Treiber, neue technologische Ansätze sowie innovative Ideen für die Luftfahrt, die sie in ganzheitliche Lösungen integriert.

Am Ludwig Bölkow Campus in Ottobrunn/Taufkirchen wird seit 2012 die wissenschaftlich-technische Expertise der Universitäten sowie Hochschulen mit den Erfahrungen und Innovationen der Raumfahrtindustrie direkt gebündelt. So werden gemeinsam neue Forschungsthemen inklusive gezielter Schwerpunkte identifiziert.

 

Im Rahmen der Cluster Offensive Bayern übernimmt seit 2006 BavAIRia e.V. mit Sitz in Oberpfaffenhofen das Management des Clusters Aerospace. BavAIRia vernetzt die Akteure der Branche, um die Wettbewerbsfähigkeit Bayerns in Luftfahrt, Raumfahrt und Raumfahrtanwendungen auf globaler Ebene zu seigern. Das Cluster verfügt über ein umfangreiches Netzwerk von Kontakten, sodass eine funktionierende Kommunikation zwischen Unternehmen, Forschungseinrichtungen, Ministerien, Behörden, Raumfahrtagenturen sowie anderen Clusterorganisationen im In- und Ausland gewährleitest werden kann.


ESA Business Incubation Center Bavaria (ESA BIC Bavaria) - Wo Ideen abheben

Das ESA Business Incubation Center Bavaria (ESA BIC Bavaria) ist ein raumfahrtorientiertes Gründerzentrum, das der Freistaat unter anderem zusammen mit der Europäischen Raumfahrtagentur ESA finanziert. Dort werden primär Start-ups und junge Unternehmen mit innovativen Ideen für die Nutzung von Technologien aus der Raumfahrt in anderen Bereichen wie beispielsweise  Robotics, MedTech, Sport, Mobility, Automotive, Aerospace oder Artificial Intelligence unterstützt - ein gutes Beispiel dafür, wie Cross Industry Innovation am Standort Bayern entstehen. Aber auch innovative Luftfahrtanwendungen werden vom ESA BIC Bavaria gefördert. Betreiber dieses Gründerzentrums ist das Anwendungszentrum Oberpfaffenhofen (AZO). Aufgrund der Vielzahl an Unternehmensgründungen in Verbindung mit den dadurch geschaffenen Arbeitsplätzen und dem ausgezeichneten Partnernetzwerk, genießt das ESA BIC Bavaria einen hervorragenden Ruf unter den ESA BICs und anderen Gründerzentren in ganz Europa. Erfolgreiche Beispiele sind Isar Aerospace, das Unicorn Lilium sowie Mynaric. In Bayern gibt es neben dem Hauptsitz in Oberpfaffenhofen weitere Standrote in Nürnberg, Freilassing und Ottobrunn.
 

 

Interessante Start-ups im Bereich Luft- und Raumfahrt in Bayern
 

Im Freistaat sind neben den Big Playern in Luft- und Raumfahrt, wie Airbus Defence and Space, Airbus Helicopters oder MTU Aero Engines auch viele Start-ups beheimatet.

Das 2018 gegründet Start-up Isar Aerospace entwickelt kleine Trägerraketen, die durch effiziente elektrische Antriebe sowie die Miniaturisierung der Raumfahrt-Komponenten moderne Kleinsatelliten mit einem Gewicht bis zu 500 Kilogramm in ihre Umlaufbahnen befördern. Vor kurzem hat der bayerische Ministerpräsident Markus Söder nun die erste Produktionshalle des Start-ups in Ottobrunn eröffnet. Damit kommt das Start-up seinem Ziel einen Schritt näher, die Erschließung des Alls zu vereinfachen. Die ersten 27 Meter langen Flugkörper des bayerischen Jung-Unternehmens sollen bereits 2021 den Erdorbit erreichen. Das Start-up wird unter anderem von Geldern aus der Hightech Agenda Bayern des Freistaates gefördert.

Mit der Gründung der HPTex GmbH verbinden die bayerischen Unternehmen HPS GmbH und Iprotex GmbH & Co. KG ihre Kompetenzen, um vom Freistaat aus das metallische High-Tech-Gewebe „Mesh“ in der internationalen Raumfahrt zu etablieren. „Mesh“ ist eine Schlüsselkomponente der Satellitentechnik. HPTex nutzt diese für gleichzeitig zwei Anwendungen: Erdbeobachtung und Kommunikation. Beides funktioniert, indem das „Mesh“ als Resonanzkörper eingesetzt wird. Dies ermöglicht sowohl den Empfang als auch das Senden von Radar- und Kommunikationsdaten zwischen Himmel sowie Erde.
 

Lilium ist ein Unternehmen, dass die Mobilität von Bayern aus revolutionieren will. Mit seinem rein elektronisch betriebenen, vertikal startenden und landenden Lilium Jet will das Start-up aus Weßling einen regionalen Flugservice anbieten, der bereits im Jahr 2025 in mehreren Städten auf der ganzen Welt verfügbar sein soll. Liliums neuster Erfolg ist die Zusammenarbeit mit den Flughäfen Düsseldorf und Köln/Bonn.

Den Markt der unbemannten Luftfahrt will das 2015 gegründete Start-up Quantum-Systems GmbH nachhaltig verändern. Das Unternehmen hat sich auf die firmeneigene Entwicklung, Konstruktion und Produktion von kleinen unbemannten Luftfahrzeugen spezialisiert. Die verschiedenen Drohnen von Quantum-Systems überzeugen vor allem durch große Reichweite, elektrische Effizienz und die Fähigkeit, ohne zusätzlich benötigte Ausrüstung vertikal zu starten sowie zu landen

Mit diesen äußert innovativen Start-ups in Bayern stehen neue Unternehmen in den Startlöchern, die die Mobilität sowie Raum- und Luftfahrt nachhaltig verändern wollen. Die Innovationskraft, die ausgezeichnete ökonomische Infrastruktur sowie die Standortvorteile machen die Luft- und Raumfahrt Branche in Bayern zu einem wichtigen Technologie- sowie Konjunkturmotor im Bereich der Mobilität sowie darüber hinaus. Auch der Freistaat selbst treibt die Bemühungen, Mobilität sowie Luft- und Rauffahrt weiterzuentwickeln, voran. Im Rahmen der Hightech Agenda Plus wurde die Stärkung der Luft- und Raumfahrtindustrie beschlossen, unter anderem durch die Aufstockung bestehender Forschungsprogramme und die Etablierung neuer Initiativen in diesem Bereich. 

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