#bytevaria 10.12.2021

Start-up-Investments 2021: 1 Decacorn, 6 Unicorns und zahlreiche Investitionen in Bayern (Teil 2)

Trotz Corona-Krise konnte eine Vielzahl bayerischer Start-ups auch 2021 erhebliche Summen für Wachstum und Expansion einsammeln. Dabei ergibt ein sehr heterogenes Gesamtbild der Jungunternehmen hinsichtlich Marktbewertung, Technologieansatz und Branchenschwerpunkten. Dies unterstreicht die Vorreiterrolle des Freistaats als Hub für Cross-Industry Innovation – auch und gerade im Gründerbereich. In dieser Miniserie werfen wir einen Blick auf die Entwicklungen in Bayern im Jahr 2021. Heute: Start-ups (Teil 2/2)

Neben den im ersten Teil unserer Artikelserie vorgestellten bayerischen Scale-ups mit Unicorn-Status gibt es auch eine Reihe von Start-ups, die mit ihren innovativen – teils disruptiven – Geschäftsmodellen und Technologieansätzen im Jahr 2021 Investoren überzeugen konnten. Und der Erfolg ist kein Zufall: zum einen bietet der Freistaat mit einer deutschlandweit einzigartigen Palette an Global Playern und mittelständischen sowie kleinen Unternehmen ein fruchtbares B2B-Umfeld (10 der 40 Dax-Konzerne haben ihren Sitz in Bayern). So profitieren Start-ups nicht nur von potentiellen Kunden und Partnern in der „direkten Nachbarschaft“, sondern auch im Rahmen zahlreicher – von etablierten Unternehmen aufgesetzten – Acceleratoren wie der BMW Startup Garage, dem InsurTech Hub Munich (Allianz, Munich Re, etc.) oder dem WAYRA Accelerator by Telefónica.

Auf der anderen Seite punktet der Start-up-Standort Bayern durch eine hervorragende Hochschul- und Forschungslandschaft. So wurden die Technische Universität München (TUM) und die Ludwigs-Maximilians-Universität (LMU) 2021 erneut zu Top Hochschulen in internationalen Rankings gekürt. Gemessen an Ausgründungen mit späterem Unicorn-Status landen beide Universitäten europaweit unter den Top 10. Zu nennen ist hier auch das Entrepreneurship-Center der TUM, die UnternehmerTUM, welche von BMW-Großaktionärin Susanne Klatten 2002 initiiert wurde und mit mehr als einer Milliarde Euro Finanzierungskapital als das größte und führende Gründerzentrum Europas gilt.

 

Symbiose aus staatlicher Unterstützung, privaten Investoren sowie Universitäten als Treiber der Gründerszene in Bayern

 

Aber auch viele kleinere, oftmals spezialisierte Hochschulen sorgen für Innovationskraft und ein reges Gründergeschehen in Bayern. Hierbei spielt die enge Kooperation zwischen dem Freistaat und den Hochschulen eine signifikante Rolle – etwa durch die Förderung der 28 Digitalen Gründerzentren in Bayern, welche eng mit den lokalen Universitäten vernetzt sind.

Dieses Zusammenspiel unterschiedlicher Partner hat auch internationale Strahlkraft: Im Juli 2021 wurde vereinbart, dass die Europäische Investitionsbank (EIB) den von der staatlichen bayerischen Förderbank LfA verwalteten Wachstumsfonds Bayern 2 mit 50 Millionen Euro unterstützt. Nicht zuletzt von Kooperationen wie diesen konnten bayerische Start-ups profitieren und auch im Krisenjahr 2021 neues Kapital am VC-Markt einsammeln:

 

  • Adjucor: 29 Millionen Euro
    Das MedTech-Start-up entwickelt implantierbare Unterstützungsgeräte, die Patienten mit Herzinsuffizienz helfen sollen. Dass erst 2021 gegründete Unternehmen will mit dem Investment klinische Studien zur Markteinführung in Europa finanzieren.
  • Avi Medical: 28,5 Millionen Euro
    Das Start-up ist bislang an drei Standorten in München mit eigenen Arztpraxen aktiv, die den Arzt-Patienten-Kontakt um moderne digitale Möglichkeiten erweitern sollen – etwa durch Online-Terminbuchung, digitale Anamnesebögen oder Telemedizin. Avi Medical wurde im Jahr 2020 gegründet.
  • Bao: 2,5 Millionen Euro
    Bao, 2017 gegründet, entwickelt Software zur Unterstützung von Vertriebsteams mithilfe von Spracherkennung in Echtzeit und einem smarten User-Interface. Dabei lernt die KI-Software aus vergangenen Verkaufsgesprächen.
  • Capmo: 26 Millionen Euro
    Das Münchener Bausoftware-Start-up Capmo widmet sich der Effizienzsteigerung komplexer Projekte im Bauwesen. Durch intelligente Verknüpfung vorliegender Daten soll Zeit und wertvolle Ressourcen gespart werden.
  • FarmInsect: Investment in siebenstelliger Höhe
    Ziel des Agritech-Start-ups ist die Etablierung alternativer Futtermittel: Landwirte sollen dank der FarmInsect-Lösung Insekten als Tierfutter für Fische, Hühner oder Schweine nutzen zu können. Das Start-up setzt unter anderem auf den IoT-Ansatz.
  • EGYM: 28 Millionen Euro
    Das Start-up entwickelt smarte Sportgeräte für Fitnessstudios und Unternehmen. EGYM, 2010 gegründet, fokussiert sich damit auf den B2B-Markt.
  • Isar Aerospace: 57 Millionen Euro
    Das 2018 gegründete Start-up entwickelt eine leistungsstarke, zweistufige Trägerrakete für kleine und mittlere Satelliten. Dabei setzen die Gründer auf einen datengesteuerten Ansatz, hohe Flexibilität bei geringem Risiko sowie der Minimierung der Umweltbelastung. Isar Aerospace wird vom Start-up-Förderprogramm der ESA unterstützt.
  • Kaia Health: 75 Millionen Dollar
    Das Start-up widmet sich der Bekämpfung chronischer Rückenschmerzen via KI-gestützter App. Auch eine Anwendung zur Unterstützung bei Lungenerkrankungen hat das 2016 gegründete Digital Health Start-up im Portfolio.
  • KONUX: 80 Millionen US-Dollar
    KONUX ist ein weltweit führendes KI-Scale-up im Bereich der Überwachung und Automatisierung von Instandhaltungsprozessen im Schienenverkehr. Das Münchner Unternehmen kombiniert maschinelles Lernen und IIoT in Verbindung mit Software-as-a-Service-Lösungen (SaaS). Die intelligenten Sensoren von KONUX sind bereits in zahlreichen europäischen Ländern sowie in Asien im Einsatz.
  • OroraTech: 5,8 Millionen Euro
    Das Start-up wurde 2018 gegründet und ist auf Satelliten spezialisiert, die mithilfe von Infrarot-Kameras vor Waldbränden warnen sollen. Dazu nutzt das Unternehmen hochaufgelöste Wärmebilder, die kontinuierlich zur Erde gefunkt werden. Ein Algorithmus analysiert aktuelle Wärmebildaufnahmen nach möglichen Hitzequellen und informiert Einsatzkräfte vor Ort per SMS.
  • RobCo: Investment in siebenstelliger Höhe
    Das 2020 gegründete Start-up entwickelt Software zur individuellen Steuerung von Robotermodulen via Smartphones und Tablets. Laut Unternehmen soll so vor allem die Automatisierung von Prozessen im Mittelstand ermöglicht werden.
  • Tado: 38 Millionen Euro
    Mit der Tado-App können Heizungssysteme effizient und dezentral gesteuert werden. Dies geschieht sowohl durch den Anwender als auch durch den Einsatz von smarten Sensoren. Das Start-up wurde 2011 gegründet und gilt mit einer dreistelligen Millionen-Bewertung als möglicher Aspirant für den Unicorn-Status.  
  • Twaice: 26 Millionen US-Dollar
    Kern des Geschäftsmodells ist eine prädiktive Analytikplattform zur Erkennung des Zustands und der Leistung von Batterien. Insbesondere im weltweit wachsenden Markt für Elektromobilität will sich das 2018 gegründete Start-up weiter etablieren.

Bis zur ersten Finanzierungsrunde ist es meist ein langer Weg und neben dem Geschäftsmodell spielen auch externe Faktoren eine große Rolle. Bayern bietet hier beste Rahmenbedingungen für langfristigen Erfolg. Gerade in der frühen Gründungsphase sind Start-ups auf Unterstützung angewiesen. Das Ois Easy Start-up Paket von Invest in Bavaria und BayStartUP setzt genau hier an und bietet ausländischen Start-ups kostenlosen Support beim Eintritt in den deutschen bzw. europäischen Markt in Form von Coaching, relevanten Kontakten und kostenfreien Co-Working-Spaces in einem der 28 staatlich geförderten Gründerzentren. Kontaktieren Sie uns gerne für weitere Informationen.

 

Bild: Der Makerspace bei UnternehmerTUM © UnternehmerTUM